Luther by Willi Winkler

Luther by Willi Winkler

Autor:Willi Winkler [Winkler, Willi]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783644123816
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2016-08-03T16:00:00+00:00


Wie schon im vergangenen Sommer spielt Friedrich von Sachsen, der sich in diesen Monaten den ihm wegen seines staatsmännischen Zauderns verliehenen Beinamen «der Weise» erwirbt, die entscheidende Rolle. Friedrich will sich auch jetzt von niemandem dreinreden lassen, er besteht auf der freien Wahl. «So wist ir auch», schreibt er dem Grafen Mansfeld, der den Auftrag hat, ihn für Karl einzunehmen, «das wir uns hievor in keine handlung, die uns an unser freien walh verhindern mocht, haben begeben wellen.» Friedrich verspricht gar nichts, sondern kündigt an, «nachmals bei derselben unser freien walh zu pleiben und unser gewissen in dem nit zu beswern, sonder gedenken uns durch gotliche hilf on einige bedingung oder vertrostung darinnen, wie einem getreuen churfursten des reichs seinen eiden und pflichten nach gezimbt und geburt, zu halten und zu erzeigen»[10]. Der Kurfürst, der hier so streng juristisch mit Eid, Proto-Verfassung (er beruft sich auf die Goldene Bulle) und freier und geheimer Wahl argumentiert, findet zugleich den Begriff, auf den sich Luther zwei Jahre später auf dem Reichstag in Worms vor dem Kaiser berufen wird. Friedrich besteht darauf, bei der freien unbeeinflussten Wahl bleiben zu dürfen und mit Zumutungen von außen sein Gewissen nicht zu belasten (beswern).

Wer soll es nun werden? Der Papst muss Franz, der sich in diesem fortgeschrittenen Stadium kaum mehr Hoffnung macht, immer wieder drängen, sich erkennbar zu bewerben. Die Unterstützung Roms sei ihm gewiss, doch erwarte der Papst dafür auch Unterstützung, wenn er sich mit dieser Parteinahme Spanien zum Feind machte. Franz zögert noch immer. In Rom breitet sich Verzweiflung wegen seiner Unentschlossenheit aus. Zuvor hatte er immerhin angedeutet, er sei bereit, die Hälfte seines Kapitals von angeblich drei Millionen Dukaten für die Bewerbung einzusetzen. Wieder wird an Friedrich appelliert. Wenn er nicht selber kandidiert, könne er doch für Franz stimmen. In beinah letzter Minute plant man in Rom einen juristischen Putsch. Wenn Friedrich neben der seinen noch zwei weitere Stimmen auf seine Seite ziehen könnte, dann würde der Vatikan den französischen König als mit drei Stimmen gewählt anerkennen: «Und so e.cf.g. vorther mocht zu irer stim 2 ander erlangen, so wolt sein Heilikeit fur e.cf.g. bestetung geben und e.cf.g. beifallen mit aller hulfe, so es der kunig von Frankreich nicht mocht anders seien etc.» In ihm, in Friedrich, habe er, lässt ihm der träge Franz ausrichten, einen väterlichen Freund gefunden, «ader alle ander fruntschaft, die der kunig mit andern curfursten hat, die hat er mussen teier keufen»[11], was ihr Verhältnis grundsätzlich von dem zu den anderen Kurfürsten unterscheide, deren Zustimmung er für teuer Geld habe kaufen müssen. Aber gut, umsonst ist der Tod, das weiß jeder, es sei denn, er wird über einen päpstlichen Ablass verrechnet.

Noch im Herbst 1517, als Luther seine Thesen verschickte, hat Albrecht von Brandenburg seinen Freund Ulrich von Hutten nach Paris gesandt, damit der mit dem französischen König den Vertrag verhandle, der Franz als Nachfolger Maximilians zum deutschen Kaiser machen würde. Jetzt ist es Albrecht, sonst so unentschlossen und die Geldkatze nie aus den Augen verlierend, der die Kaisersache in



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